David Schroeren

In unserer Alltagssprache meinen wir nicht immer das, was wir mit unseren Worten formulieren. Ein Beispiel: Karl steht vor dem offenen Kühlschrank und sagt „Es gibt keine Milch.“ Damit meint Karl nicht, dass es überhaupt keine Milch gibt, sondern lediglich, dass sich im Kühlschrank keine Milch befindet. Was Karl mit den Worten „Es gibt keine Milch“ wirklich meint, ohne es so zu formulieren, verstehen wir trotzdem richtig, und zwar durch eine verständige Interpretation des Gesagten im Rahmen des Gesprächskontexts, in dem es gesagt wird.

Mit den Sätzen naturwissenschaftlicher Theorien verhält es sich ähnlich. Beispielsweise bedeutet der Satz „Kohlenstoff hat eine Molekülmasse von 12.011“ nicht, dass jedes individuelle Kohlenstoffisotop eine Molekülmasse von 12.011 hat, sondern dass die durchschnittliche Molekülmasse von natürlich vorkommenden Kohlenstoffproben 12.011 beträgt. Auch die Sätze der Naturwissenschaft müssen also interpretiert werden, um ihren Aussagegehalt zu bestimmen.

Jedoch ist dies in der Naturwissenschaft in der Regel deutlich schwieriger als im Alltag. Ein Grund dafür ist, dass es eine große Zahl naturwissenschaftlicher Theorien gibt, die zwar experimentell ununter­scheidbar sind, deren Sätze aber buchstäblich unterschiedliche Bedeutungen zu haben scheinen. Im Gegensatz zur Alltagssprache reichen im Fall der Wissenschaftssprache (experimentelle) Beob­achtungen allein also nicht aus, um zwischen konkurrierenden Interpretationen natur­wissenschaft­licher Sätze zu entscheiden.

In meiner Dissertation an der Universität Princeton beschäftige ich mich mit der Interpretation physikalischer Theorien. Genauer gesagt: ich beschäftige mich damit, nach welchen Vorschriften sich der Aussagegehalt physikalischer Theorien bestimmen lässt. Konkret besteht das Ziel in der Erforschung, welche Rolle wissenschaftliche Erklärung für die Interpretation physikalischer Theorien spielt und inwiefern die resultierenden, erklärungsbasierten Interpretationsvorschriften eine genauere Bestimmung des Aussagegehalts physikalischer Theorien zulassen.

Zusätzlich zu meinem Dissertationsthema habe ich Interessen in anderen Bereichen der Philosophie. Zum einen interessiere ich mich für eine Reihe von Thematiken in der Philosophie Immanuel Kants — beispielsweise für die Frage nach dem Verhältnis zwischen theoretischer und praktischer Vernunft in Kants transzendentalem Idealismus oder für die Frage nach der Zulässigkeit zivilen Ungehorsams in Kants politischer Philosophie. Zum anderen interessiere ich mich für die Problematik der Gerechtigkeitsverpflichtungen gegenüber zukünftigen Generationen.