Milena Mandelbaum

Das Thema der Staatsbürgerschaft berührt viele der derzeit größten Herausforderungen unserer Gesellschaft, wie beispielsweise Fragen der Armut und Ungleichheit, der individuellen Freiheit, kulturellen Identität und Migration. Seit jeher sind Begriffe und Praktiken der Staats­bürgerschaft aufs engste mit Konflikten um Ein- und Ausschluss von Mitgliedern verbunden. Während diese Auseinandersetzungen historisch vielfältigste Formen angenommen haben und stets sowohl auf rechtlicher und politischer als auch auf kultureller und privater Ebene ausgefochten wurden, wird die bisherige Forschung zur Staatsbürgerschaft von politik­wissenschaft­lichen und soziologischen Studien dominiert, welche der Vielschichtigkeit des Gegenstands lediglich mit Mitteln einer wesentlich formalisierenden und abstrahierenden Analyse begegnen. Hierbei werden die begriffsprägende Rolle des Einzelnen, die gelebte Alltagserfahrung und der kulturell-symbolische Gehalt der Staatsbürgerschaft vernachlässigt.

In meiner Promotion widme ich mich dieser Problematik anhand einer thematisch und chronologisch strukturierten Analyse literarischer Fallstudien.  In jedem Kapitel meiner Arbeit wird die Untersuchung jeweils zwei deutschsprachiger Romane zur Grundlage einer Diskussion historischer und für die Staatsbürgerschaft weiterhin zentraler Themenkomplexe wie z.B. „Erziehung und Bildung“, „Armut und Wohlfahrtsstaat“, oder „Interkulturalität und Migration“ dienen. Durch die Veranschaulichung und Deutung politik- und sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse vermittels literarischer Quellen soll ein tieferes Verständnis der kulturellen Komplexität der Staatsbürgerschaft, ihrer Wandelbarkeit, Grenzen und Potentiale erreicht werden.