Analysen zu Darstellung und Strukturen medialer Skandalisierungen auf Basis der Nachrichtenwertforschung

Inga Oelrichs

Die Berichterstattung über Skandalfälle hat deutlich zugenommen. Mediale Skandalisierungen sind stark personalisiert, teils intensiv anprangernd und beinhalten häufig Vorverurteilungen, die sich im Nachhinein als unhaltbar erweisen. Gesellschaftlich wünschenswerte Funktionen des Skandals wie die Verhandlung von Normen und Werten sind dabei in Gefahr, denn durch eine ständige Thematisierung kann Überforderung bestehen und eine Desensibilisierung erfolgen. Zudem können Vertrauensverluste in gesellschaftliche Teilbereiche auftreten und die Glaubwürdigkeit medialer Inhalte in Frage gestellt werden.Vor diesem Hintergrund befasste sich das kommunikationswissenschaftlich ausgerichtete Dissertationsprojekt mit dem Ausmaß und der Art der Berichterstattung über Skandale. Das Ziel der Arbeit war es, einzelfallübergreifende Merkmale medialer Skandalisierungen zu erfassen und ihre Bedeutung zu erklären. Die theoretische Basis bildeten die Nachrichtenwertforschung sowie die Theorie des rationalen Handelns.

Im Rahmen einer Inhaltsanalyse der Berichterstattung wurde ermittelt, wie häufig Skandale auftreten, wie Meldungen über Normüberschreitungen aufbereitet sind (Umfang, Platzierung, Anprangerung) und welche Merkmale intensiv skandalisierende und weniger skandalisierende Beiträge aufweisen. Im Rahmen einer Journalistenbefragung wurden zudem Ziele der Skandalberichterstattung erfasst und analysiert. Resümierend ist festzuhalten, dass die Studie das große Ausmaß der Berichterstattung bestätigte und eine fallübergreifende Betrachtung der Skandalberichterstattung ermöglichte. Sie gewährt damit einen neuartigen Blick auf und zugleich eine andere Beurteilungsperspektive für die Skandalisierung in der Berichterstattung.