Antonia Jülich
In einer Welt, die von Konflikten und Krisen geprägt ist, wird das Verständnis der Dynamiken, die bewaffnete Gruppen und ihre Interaktionen mit der Zivilgesellschaft bestimmen, zunehmend entscheidend für die Sicherung des Friedens. Besonders in Regionen wie Afrika, die stark von Gewalt und Unsicherheit betroffen sind, ist es wichtig, zu untersuchen, wie soziale und institutionelle Faktoren das Verhältnis zwischen Zivilbevölkerung und militanten Organisationen beeinflussen. Meine Forschung befasst sich mit diesen komplexen Fragestellungen und untersucht die Bedingungen, die zu Kooperation oder Konflikt führen. Durch eine detaillierte Analyse der Beziehungen zwischen Zivilisten und bewaffneten Gruppen verfolge ich das Ziel, politische Strategien zu entwickeln, die sowohl die Bekämpfung des Terrorismus als auch die Wiedereingliederung ehemaliger Kämpfer in die Gesellschaft fördern.
Mein Forschungsschwerpunkt liegt auf Konflikten und Terrorismus, den internen Dynamiken bewaffneter Gruppen und der Konsolidierung von Frieden, mit einem besonderen Fokus auf Subsahara Afrika. Dabei interessiert mich besonders, wie sich Prozesse von Gewalt und Macht auf lokaler Ebene entfalten, wie Machtstrukturen herausgefordert werden und wie sich Ordnung oder Unordnung in Kriegsgebieten entwickelt. Im Rahmen meiner geförderten Dissertation mit dem Titel „Turbulenz und Stabilität: Zivile Kooperation mit Boko Haram“ habe ich erforscht, warum manche Zivilisten tief in militante Organisationen integriert werden, wenn diese Gebiete kontrollieren, während andere dies nicht tun.
Meine Untersuchung basierte auf intensiver Feldforschung in Nigeria, bei der ich Interviews mit ehemaligen Boko-Haram-Mitgliedern, betroffenen Gemeindemitgliedern und Experten führte. Anstatt den Fokus ausschließlich auf Radikalisierung oder Ideologie zu legen, zeigte meine Studie, wie institutionelle Rahmenbedingungen verschiedene Formen der Zusammenarbeit zwischen Rebellen und Zivilisten beeinflussen. Die Ergebnisse bieten wertvolle Impulse für die Terrorismusbekämpfung sowie die Entwicklung von Strategien zur Rehabilitation und Wiedereingliederung ehemaliger Kämpfer.
Eine Zusammenfassung meiner Dissertation finden Sie hier: https://era.ed.ac.uk/handle/1842/41620
Ich habe meinen Ph.D. in International Development und einen M.Sc. in African Studies an der University of Edinburgh erworben, sowie einen M.Sc. in Development Studies von der London School of Economics and Political Science und einen B.A. in Sozialwissenschaften von der Humboldt-Universität zu Berlin. Meine berufliche Erfahrung umfasst Tätigkeiten bei den Vereinten Nationen, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sowie bei verschiedenen NGOs in Deutschland, Indien, Nigeria, Thailand und den USA. Derzeit bin ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin (Postdoc) im Programm für Internationale Sicherheit am Belfer Center for Science and International Affairs der Harvard Kennedy School tätig.